Jens von Fintel
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Die Intellektuellen

Zur Christa-Wolf-Debatte

Von
Jens von Fintel

| 0. Einleitung |
| 1. Der Begriff des Intellektuellen | 2. Der Verrat der Intellektuellen |
| 3. Die Verabschiedung des Intellektuellen |
| 4. Intellektuellenkritik und neudeutsches Bewußstein |
| 5. Schlußbemerkung | Literaturverzeichnis |

0. Einleitung

Wie seit der ersten Hälfte der siebziger Jahre nicht mehr - seit den Tagen der Debatte um eine 'geistige Urheberschaft' des Terrorismus - erreichte im Deutschland der Wende- und Nachwendezeit die Debatte um das Verhalten, die Funktion, das Selbstverständnis und die Bedeutung 'des Intellektuellen' eine breitere Öffentlichkeit.

Zwar wurde die Stellung des Intellektuellen in der modernen Gesellschaft spätestens mit der Prägung des Intellektuellenbegriffs im Frankreich des ausgehenden 19. Jahrhunderts Gegenstand ständiger Auseinandersetzungen, doch scheinen diese in Deutschland mit den Veränderungen der Jahre 1989/1990 eine neue Dringlichkeit erhalten zu haben.

Diese alte Debatte unter den neuen Voraussetzungen wurde zunächst im Kontext der deutschlandpolitischen Diskussionen im Winter 1989/1990 wiederbelebt - es sei hier nur erinnert an die Kritik an den Initiatoren des Aufrufs "Für unser Land" -, um dann in der sogenannten "Christa-Wolf-Debatte" [1] ab Sommer 1990 ihren vorläufigen Höhepunkt zu erreichen - ohne bis heute abgeschlossen zu sein. Der Streit, der Christa Wolfs Erzählung "Was bleibt" zum Anlaß nahm, war so von Anfang an nichts weniger als ein Streit um die Qualitäten eines literarischen Textes [2], noch nicht einmal ein Streit um eine Autorin: "Es geht um Christa Wolf, genauer: Es geht nicht um Christa Wolf." [3] Christa Wolf diente der Kritik als Stellvertreter, gemeint war immer auch 'der Intellektuelle' (und nicht nur der 'Ostintellektuelle').

Es soll und kann in der vorliegenden Arbeit nicht darum gehen, die Berechtigung der persönlichen Anwürfe gegen Christa Wolf und andere Intellektuelle zu prüfen oder gar deren Verhalten zu verwerfen oder zu rechtfertigen: der Urteile (und vor allem Verurteilungen) sind im Verlauf des neudeutschen Literaturstreits ohnehin genug gefällt worden. Vielmehr sollen im folgenden die Grundlagen intellektuellenkritischer Argumentation in der Christa-Wolf-Debatte nachgezeichnet und analysiert werden, Traditionszusammenhänge zur 'klassischen' Intellektuellenkritik einerseits (für die hier Julien Benda als Repräsentant dienen mag) und zur 'postmodern' [4] inspirierten Kritik andererseits aufgezeigt werden, um schließlich den Versuch einer Einordnung der neudeutschen Diskussion zu unternehmen. Zunächst aber wird auf den Begriff des 'Intellektuellen' einzugehen sein.

 

Dieser Text entstand 1993 im Zusammenhang mit einem Hauptseminar zur deutschen Literatur nach der Wende, das von Prof. Dr. Walter Pape an der Universität zu Köln gehalten wurde.
Er wird hier erstmals veröffentlicht.

(1) Zur Terminologie: "Christa-Wolf-Debatte" und "neudeutscher Literaturstreit" werden in der vorliegenden Arbeit als Synonyme verwendet. Mit "neudeutscher Intellektuellendiskussion" wird dagegen die Debatte um 'den Intellektuellen' bezeichnet, die im Herbst 1989 beginnt und bis heute andauert, von der die "Christa-Wolf-Debatte" also lediglich eine Phase ausmacht.

(2) So schrieb Frank Schirrmacher in seinem, den Streit mit initiierenden Artikel vom 2. Juni 1990: "Christa Wolf interessiert nicht als künstlerischer Fall." (Frank Schirrmacher: 'Dem Druck des härteren, strengeren Lebens standhalten'. Auch eine Studie über den autoritären Charakter: Christa Wolfs Aufsätze, Reden und ihre jüngste Erzählung 'Was bleibt'. In: FAZ, 2. Juni 1990. [Anz, S. 77]). Hier wie auch im folgenden werden Artikel und Aufsätze, die in Thomas Anz' Sammelband zur Christa-Wolf-Debatte wiederabgedruckt sind, der leichteren Zugänglichkeit wegen, zitiert unter Angabe des Fundortes bei Thomas Anz (Hg.): Es geht nicht um Christa Wolf: Der Literaturstreit im vereinten Deutschland. München: 1991.

(3) Wolf Biermann: Nur wer sich ändert, bleibt sich treu. Der Streit um Christa Wolf, das Ende der DDR, das Elend der Intellektuellen: Das alles ist auch komisch. In: Die Zeit, 24. August 1990. [Anz, S. 139].

(4) Der Begriff der Postmoderne gilt immer noch - ob zu Recht oder nicht mag dahingestellt bleiben - als äußerst problematisch. Gemeint ist hier wie auch im folgenden ein Denken, das für unseren Zusammenhang bezeichnet werden kann mit den Schlagworten: Radikalisierung der Vernunftkritik, kritische Unterwanderung des Subjektbegriffs und Skepsis angesichts des Universellen.

1. Der Begriff des Intellektuellen
in der Christa-Wolf-Debatte

"Das Wort 'Intellektueller' macht Schwierigkeiten", so leitete Dietz Bering 1978 lapidar seine "Geschichte eines Schimpfwortes" ein [5]. Seit ihrer Prägung in der Dreyfus-Affaire im Frankreich des ausgehenden 19. Jahrhunderts dienen Wort und Begriff des Intellektuellen als Kampfparole und Chiffrenbegriff: hohe Mobilisierungskraft durch stark emotional besetzte konnotative Umfelder und konnotative wie denotative "ideologische Polysemie" [6] sind ihre Merkmale.

Dabei konnte sich, anders als in Frankreich, in Deutschland neben der derogativen kaum je eine emphatische, positive Verwendung des Wortes etablieren. Daran hat sich bis heute nichts geändert: auch in der neuesten deutschen Intellektuellendebatte dominieren pejorative Verwendungen des Wortes "Intellektueller" [7].

Die geringe semantische Konsistenz, die dem Intellektuellenbegriff in seiner Funktion als Chiffrenbegriff - auch im neudeutschen Literaturstreit - eignet, macht es unmöglich eine haltbare und vor allem trennscharfe Definition zu geben: "Ein Intellektueller ist jedenfalls das, was die, die ihn beschimpfen, dafür halten", bemerkte hierzu jüngst Georg Kohler [8], oder prägnanter noch Michel Foucault: der Intellektuelle "ist der, der Schuld hat" [9].

Ist also "der Intellektuelle" zunächst kaum mehr als die Summe inkriminierter Eigenschaften, so fällt doch auf, daß, geht es darum die Kritisierten in ihren wichtigsten Repräsentanten namentlich zu benennen, in der Christa-Wolf-Debatte meist fast ausschließlich Schriftsteller angeführt werden: Hermlin, Heym und Christa Wolf etwa für den Osten, Böll, Grass, Walter Jens und summarisch "die Gruppe 47" für den Westen [10].

Wenn es plausibel ist, von dem Widerspruch zwischen einem intellektuellem Selbstverständnis, für das die Funktion als 'politisch-moralische Instanz' im normativen Diskurs moderner Gesellschaften konstitutiv ist, und der realen gesellschaftlichen Funktion von Intellektuellen als zentralem Gegenstand der Kritik in der Christa-Wolf-Debatte zu sprechen - und dies wird noch zu zeigen sein -, dann ließe sich die Konzentration der Diskussion auf Schriftsteller rasch erklären - und damit auch warum die Debatte um die Intellektuellen im Deutschland der Nachwendezeit vornehmlich im literaturkritischen Diskurs ihren Ort findet. Der Verweis auf den Auslöser der Debatte wird hier kaum hinreichend sein; erklärungsbedürftig ist ja gerade, warum die Person Christa Wolfs zum Brennpunkt der intellektuellenkritischen Diskussion werden konnte.

In der BRD wie auch - unter anderen Voraussetzungen gewiß - in der DDR waren es in aller Regel Schriftsteller, die als Träger eines solchen intellektuellen Selbstverständnisses auftraten oder mit diesem Selbstverständnis identifiziert wurden - im Gegensatz wieder zu Frankreich oder auch den angelsächsischen Ländern, wo es in den vergangenen Jahrzehnten Personen wie Sartre, Bertrand Russell oder Noam Chomsky (also nicht primär Schriftsteller) waren, die als Leitfiguren dieses Bild vom Intellektuellen transportierten [11].

Die Tradition des Schriftstellers als politisch-moralische Instanz läßt sich dabei zurückführen bis zur Rolle von schriftstellernden Söhnen und Töchtern des protestantischen Pfarrhauses, die mit dem frühneuzeitlichen Säkularisierungsprozeß normative Funktionen der Geistlichkeit übernahmen. [12] Zudem muß in diesem Zusammenhang, für die DDR-Schriftsteller, auf deren spezifische Rolle als Produzenten einer Ersatzöffentlichkeit in einer ansonsten öffentlichkeitslosen Gesellschaft hingewiesen werden:

[...] gerade in dem öffentlichkeitslosen Staat DDR konnte jener verhängnisvolle Mythos außerordentlich gut überleben, demzufolge die Schriftsteller mit einem höheren Einsichtsvermögen ausgestattet und das Gewissen der Nation, in jedem Fall aber etwas Besonderes seien; eine Berufsgruppe, auf die zuvörderst zu hören sei. [13]

Auch wenn man die Wertung, die Thomas Schmid hier vornimmt, nicht teilen mag, so ist doch die beschriebene Situation kaum zweifelhaft [14].

 
 

(5) Dietz Bering: Die Intellektuellen. Geschichte eines Schimpfwortes. Stuttgart: 1978. S. 1.

(6) Bering, Die Intellektuellen, S. 17.

(7) Man muß hier nicht allein an einen Barudio erinnern, der von Intellektuellen als von "machtgeilen Wortschuster[n], Reime- und Ränkeschmiede[n]" spricht (Günter Barudio: Der Humanist als Henkersknecht. In: Rheinischer Merkur, 14. Februar 1992). Auch bei Schirrmacher etwa sind pejorative Verwendungszusammenhänge prädominant (vgl. Anz, Es geht nicht, S. 162- 164).

(8) Georg Kohler: Das institutionalisierte Individuum. Über intellektuelles Rollenverständis heute. In: Martin Meyer (Hg.): Intellektuellendämmerung? Beiträge zur neuesten Zeit des Geistes. München u. Wien: 1992. S. 27-37. Hier: S. 27.

(9) Michel Foucault: Der maskierte Philosoph. Gespräch mit Christian Delacampagne. In: Aisthesis. Wahrnehmung heute oder Perspektiven einer anderen Ästhetik. Leipzig: 1990. [Orig.: Le philosophe masqué, Le Monde, 6.4.1980]. S. 5-13. Hier: S. 6.

(10) Zuerst Wieland Schmied hat etwa auf die auffallenden Unterschiede zwischen der Diskussion um Schriftsteller und der um bildende Künstler der DDR hingewiesen. (Wieland Schmied: Von der DDR-Kunst bleiben Fragen. In: Die Welt, 17. September 1990).

(11) Der hier behauptete Gegensatz ist gewiß nicht unproblematisch. Zum einen kann Sartre als poète-philosophe natürlich ebensosehr als Schriftsteller wie als Philosoph gesehen werden, zum anderen ist die Zuordnung von Walter Jens kaum eindeutig zu vollziehen und erstreckt sich die Kritik im neudeutschen Literaturstreit auch auf Nicht-Schriftsteller wie Habermas oder auch Günter Gaus (letztere nennt etwa Jens Jessen neben einer Reihe von Schriftstellern als Angehörige der 'entmachteten Kaste' von Intellektuellen. Vgl. Jens Jessen: Eine Kaste wird entmachtet. Die deutschen Intellektuellen als Hüter der Zweistaatlichkeit. In: FAZ, 29. September 1990). Doch scheint mir in der Tendenz dieser Unterschied zwischen deutscher Tradition auf der einen, und französischer wie angelsächsischer auf der anderen Seite evident zu sein.

(12) Albrecht Schöne hat vor Jahren schon die Bedeutung der schreibenden 'Pfarrersöhne' für den Säkularisierungsprozeß untersucht. (Albrecht Schöne: Säkularisation als sprachbildende Kraft. Studien zur Dichtung deutscher Pfarrersöhne. Göttingen: 1958).

(13) Thomas Schmid: Pinscherseligkeit. Vom Elend des neuen deutschen Literaturstreits. In: Rowohlt Literaturmagazin, Bd. 29 (1992), S. 171-189. Hier: S. 173f.

(14) Ulrich Greiner weitet diesen Befund auch auf den Westen aus und schreibt, man dürfe nicht "die Tatsache unterschätzen, daß die Autoren in Ost und West eine lebenswichtige Ersatzfunktion wahrgenommen haben: Öffentlichkeit herzustellen." (Ulrich Greiner: Die deutsche Gesinnungsästhetik. Noch einmal: Christa Wolf und der deutsche Literaturstreit / Eine Zwischenbilanz. In: Die Zeit, 2. November 1990. [Anz, S. 215]).

2. Der Verrat
oder das Versagen der Intellektuellen

Spätestens mit Julien Bendas "La trahison des clercs" [15] wird der Verrat der Intellektuellen zu einem der festen Topoi liberaler und konservativer Intellektuellenkritik [16]. Zwar wird im neudeutschen Literaturstreit meist moderater von einem Versagen der Intellektuellen gesprochen, der diagnostizierte und inkriminierte Tatbestand bleibt jedoch - zumindest an der Oberfläche - identisch: Verrat oder Versagen angesichts der Werte und Aufgaben, die dem Intellektuellen zugewiesen werden, oder die sein oder das ihm zugeschriebene Selbstverständnis implizieren [17].

Zu einem der zentralen Kriterien des diagnostizierten Versagens der Intellektuellen wird in der neudeutschen Diskussion deren Verstrickung in die (totalitäre) Macht, "der versagende Intellektuelle im Angesicht totalitärer Herrschaft" [18] zum Mahnmal dieser Kritik, "Vergangenheitsbewältigung" zu ihrem Modus und intellektuelle Mitschuld an und Mitverantwortung für das DDR-Regime zu ihrem Thema:

Es geht [...] um die Mitschuld der Intellektuellen der DDR, um die Mitverantwortung für die zweite deutsche Katastrophe - nach der nationalsozialistischen die stalinistische. [19]

Dabei werden von einigen Kritikern Traditionszusammenhänge entworfen, die vom versagenden Intellektuellen im Zweiten und Dritten Reich zu dem im 'SED-Staat' reichen: "die vierzig Jahre DDR" sei die Fortschreibung des "längst abgeschlossen geglaubte[n] Unglücksverhältnis des deutschen Intellektuellen mit der Macht" [20].

Chaim Noll sieht in der "intellektuellen Mitschuld an einem verwerflichen Regime" gar ein "epochales deutsches Thema", wobei Christa Wolf "nur die neueste Variation" repräsentiere [21].

Es nimmt nicht wunder, daß im Zusammenhang mit der Parallelisierung von intellektuellem Versagen im Nationalsozialismus und im DDR-Sozialismus der Totalitarismusbegriff eine Renaissance erlebt, ein Begriff, der in den siebziger und achtziger Jahren auch von liberalen Historikern, Soziologen und Politikwissenschaftlern wegen seiner Pauschalität und mangelnden Differenziertheit zurückgewiesen wurde. Schirrmacher spricht von einem "zweiten totalitären Sündenfall" [22] und - um nur ein zweites Beispiel zu nennen - Jürgen Serke schreibt:

Wenn das Wissen um das deutsche Versagen zwischen 1933 und 1945 einen Sinn haben soll, dann muß auch und gerade über jene deutschen Intellektuellen gesprochen werden, die noch einmal im Totalitarismus ihr Heil gesucht und ihm treu blieben bis in seinen Sturz hinein. [23]

Zwar verwerfen die Protagonisten der Intellektuellenkritik in der Christa-Wolf-Debatte eine umstandslose Identifizierung von Nationalsozialismus und DDR-Sozialismus, aber das Versagen der Intellektuellen angesichts beider 'Totalitarismen' wird von einer Reihe von Kritikern parallelisiert:

Gewiß läßt sich, anders als bei Hitler, nicht von einem 'tödlichen Versagen' des Geistes reden, dann dazu war die verbrecherische Energie bei jenem gewaltiger und die Vernichtungsspur verheerender. Aber ein Versagen war es ohne Zweifel. [24]

Der Vorwurf des 'Versagens' konkretisiert sich in den Vorwürfen der Legitimation der Staatsmacht einerseits, der mangelnden (Fundamental-) Opposition andererseits. So schrieb Chaim Noll schon im Vorfeld der Christa-Wolf-Debatte über die "prominenten DDR-Schriftsteller":

Sie haben dort geschwiegen, wo ein Schriftsteller sprechen mußte, sie haben Worte gefunden, wo degoutiertes Schweigen angebracht war. [25]

Als Ursache für das diagnostizierte intellektuelle Versagen werden - wo nicht Opportunismus, gar "Machtgeilheit" [26] vermutet werden - meist die Bindung 'der Intellektuellen' an (antifaschistische) Ideologie und (sozialistische) Utopie benannt: 'Wirklichkeitsferne', 'Blindheit', 'Selbstbetrug' seien die Folge dieser Bindung. Wie sehr diese Kritik noch im Rahmen der 'klassischen' Intellektuellenkritik bleibt, wird deutlich, wenn dem 'versagenden Intellektuellen' eine positive Gegenfigur zugeordnet wird. In der Christa-Wolf-Debatte übernimmt das Beispiel Václav Havels diese Funktion:

Václav Havel war nie Kommunist gewesen. Er sagte und schrieb, was er dachte. Er nahm Verfolgung und Gefängnis auf sich. Er sah genau, was sein Volk wollte: eine Demokratie ohne sozialistische Doktrin, auch nicht einen dritten Weg. [27]

Der 'Mythos des Intellektuellen' hier ist in der Figur Havels noch unbeschädigt. Doch zugleich tritt im neudeutschen Literaturstreit eine Intellektuellenkritik auf, die diesen Rahmen sprengt.

 
 

(15) Julien Benda: La trahison des clercs [1927]. Paris: (erw. Neuausgabe) 1946. Zitiert nach der deutschen Übersetzung: Julien Benda: Der Verrat der Intellektuellen. München u. Wien: 1978.

(16) Die Spur des Verratsvorwurfs läßt sich weiter als bis zu Benda zurückverfolgen. Schon etwa Heinrich Mann spricht von "Verrat am Geist", den der Intellektuelle begehe, "der sich an die Herrenkaste heranmacht" (Heinrich Mann: Geist und Tat [1911]. In: ders.: Essays, Bd. 1. Berlin: 1954. S. 7-14. [= Ausgewählte Werke in Einzelausgaben, Bd. 11. Hg. v. Alfred Kontorowicz]. Hier: S. 14).

(17) Diese letzte Unterscheidung bezeichnet die spezifische Differenz der Intellektuellenkritik Bendas und der Kritik der einiger der Protagonisten der Christa-Wolf-Debatte (etwa Schirrmacher), die - abseits der Vernunft- und Wertmetaphysik eines Bendas - nur noch das Selbstverständnis der attackierten Intellektuellen als Maßstab ihres Vorwurfes vom Versagen nehmen.

(18) Schirrmacher, FAZ, 2. Juni 1990. [Anz, S. 86].

(19) Ulrich Greiner: Keiner ist frei von Schuld. Deutscher Literaturstreit: Der Fall Christa Wolf und die Intellektuellen. In: Die Zeit, 27. Juli 1990. [Anz, S. 179].

(20) Schirrmacher, FAZ, 2. Juni 1990. [Anz, S. 83].

(21)a So Noll rückblickend in: Chaim Noll: [Antwort auf die Bitte um Stellungnahmen zur Debatte]. In: Thomas Anz (Hg.): Es geht nicht um Christa Wolf: Der Literaturstreit im vereinten Deutschland. München: 1991. S. 252-253. hier: S. 252. 21b Barudio führt später diese Tradition der Machtnähe von Intellektuellen, die fragwürdige Nivellierung historischer Inkommensurabilitäten ins Extrem treibend, bis auf den "Fürsten-Knecht" Luther und "Dichter- Fürsten" Goethe zurück. Barudio, Rheinischer Merkur, 14. Februar 1992.

(22) Schirrmacher, FAZ, 2. Juni 1990. [Anz, S. 89].

(23) Jürgen Serke: Was bleibt, das ist die Scham. In: Die Welt, 23. Juni 1990.

(24) Schirrmacher, FAZ, 2. Juni 1990. [Anz, S. 85]. Greiner hingegen vermeidet den Totalitarismusbegriff und differenziert deutlicher zwischen der Rolle von sozialistischen Intellektuellen und regimenahen Intellektuellen im Nationalsozialismus. Doch auch er schreibt: "Die Unterschiede im Vergleich zur Naziherrschaft, so wesentlich sie auch sind, erscheinen aus der Perspektive der Opfer als unwesentlich." (Greiner, Die Zeit, 27. Juli 1990 [Anz, S. 181]).

(25) Hans (Chaim) Noll: Das lächerliche Pathos alter Schwärmer. In den Köpfen der prominenten DDR-Literaten ist die Mauer noch immer nicht gefallen. In: Die Welt, 12. Mai 1990. [Anz, S. 58]. Dieses 'Versagen' in zweierlei Hinsicht wird in den Angriffen auf Christa Wolf durchaus unterschiedlich gewichtet. Betont etwa Hajo Steinert die Funktion Wolfs als Legitimations- und Repräsentationsinstanz (vgl. Hajo Steinert: Vermeintliche Atmosphäre der Bedrohung. 'Was bleibt', die neue Erzählung der DDR-Autorin Christa Wolf. Für diese Prosa ist alles zu spät. In: Die Weltwoche, 14. Juni 1990), weist Hellmuth Karasek den Vorwurf, Wolf sei "das literarische Aushängeschild" der DDR gewesen, zurück und beschreibt sie als eine "ins Innerliche emigrierte Autorin", die nicht "politisch, sondern eher gräßlich unpolitisch in einer durchpolitisierten Diktatur" gewesen sei. (Hellmuth Karasek: 'Selbstgemachte Konfitüre'. Über die Diskussion um Christa Wolfs Erzählung 'Was bleibt'. In: Der Spiegel, 25. Juni 1990).

(26) Barudio, Rheinischer Merkur, 14. Februar 1992.

(27) Serke, Welt, 23. Juni 1990. Auch etwa Rainer Kunze führt Havel als positive Gegenfigur an (vgl. Reiner Kunze: Mit Steinen auf den Engel der Geschichte. [Gespräch mit Jürgen Serke]. In: Die Welt, 2.7.1990).

3. Die Verabschiedung des Intellektuellen

Argumentationsstrategie wie auch Telos der Intellektuellenkritik liegen bei einer Reihe von Kritikern in der Christa-Wolf-Debatte - bei aller Ähnlichkeit des Verratsvorwurfes - deutlich jenseits dessen der traditionellen Kritik eines Benda. Nicht mehr geht es darum, die gesellschaftliche Wirklichkeit des Intellektuellen, sein reales Verhalten, mit einem Ideal des Intellektuellen zu konfrontieren, um schließlich das Ideal zu stützen und zu stärken. Vielmehr werden - unterstelltes - ideales Selbstverständis des Intellektuellen und dessen gesellschaftliche Realität konfrontiert, um das Ideal selbst zu attackieren und als anachronistisch zu verwerfen: der Vorwurf eines Versagens vor den eigenen Ansprüchen zielt auf eine Demontage der klassischen intellektuellen Selbstdefinition, auf "Demontage [...] des Schriftstellers [des Intellektuellen; JvF] als politisch-moralische Instanz" [28]. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts könne lehren, schreibt Thomas Schmid zusammenfassend:

Als 'politisch-moralische Instanz' sollten Schriftsteller sich besser nicht mehr begreifen. Zu oft und dauerhaft haben sie geirrt, zu oft und zu dauerhaft haben sie sich selbst eine besondere Moralität bescheinigt [...]." [29]

 

 

(28) Klaus-Michael Bogdal: Wer darf sprechen? Schriftsteller als moralische Instanz - Überlegungen zu einem Ende und einem Anfang. In: WB, Bd. 37 (1991), S. 597-603. Hier: S. 597.

(29) Schmid, Pinscherseligkeit, S. 187.

3.1. Grablegung: postmoderne Intellektuellenkritik,
das Subjekt und die Utopie

Die neudeutsche Intellektuellenkritik rückt mit diesem Abschied vom klassischen Intellektuellen in die Nähe des postmodernen intellektuellenkritischen Diskurses, der sich in den siebziger und dann vor allem achtziger Jahren in der französischen wie angelsächsischen Diskussion etabliert hatte.

Jenseits des Vorwurfs eines Versagens wurden hier die Grundlagen des klassischen Intellektuellenverständnisses problematisch: Der universelle Charakter von Vernunft wie Moral, bei Benda noch ungeprüft angenommene Voraussetzungen des Intellektuellenbildes, verfielen der Skepsis, die Idee des Subjekts, vor allem eines 'universellen Subjekts', mit dem sich der klassische Intellektuelle notwendig identifiziere, wurde brüchig. Das Rollenverständnis des Intellektuellen wurde einer umfassenden Neudefinition unterzogen: an die Stelle des 'universellen Engagement' tritt die nicht totalisierende, "lokale und regionale Praxis" [30], die Funktion des Intellektuellen verschiebt sich von der eines legislator zu der eines interpreter [31], dem klassischen Intellektuellen schließlich wurde gar ein "Grabmal" errichtet [32].

Im neudeutschen Literaturstreit greift Veit-Ulrich Müller die skeptische Unterwanderung des Subjektbegriffs im postmodernen Denken auf und attackiert die Vorstellung von der Verantwortlichkeit des Schriftstellers als "Wahn" oder "Märchen", dahinter stehe "der deutsche Ich- und Subjektwahn":

Während die Literaturen anderer Länder den allgemeinen Zerfall des Subjekts akzeptieren, ja daraus alle Kraft für ein vollkommen neu sich orientierendes Denken gewinnen, das es möglich macht, frei - ohne Geschichte, ohne Geographie, ohne Rasse, ohne Nation, ohne Religion, ohne Familie, ohne Kultur, ohne diese ganze entsetzliche Liste von Stigmata, die Politik und Ideologie einem fortwährend anhängen wollen - in die Welt zu treten, während also die Literaturen anderer Länder auf das Ende von Ich und Subjekt reagieren, hält es die deutsche Literatur mit der Restauration, als sei ihr mit dem Verschwinden des Ichs ein Verlust widerfahren, den es auszuwetzen gilt. [33]

Wenige Tage zuvor hatte schon Schirrmacher in seinem 'Rückblick' auf die bundesrepublikanische Literatur die nach der literarischen Moderne längst anachronistische Restauration des Subjekts angegriffen: "Die Literatur und mit ihr das kulturelle Milieu simulieren ein Ich, das es längst nicht mehr gibt und an dem sie doch verzweifelt festhalten" [34].

Wichtiger noch als der Zerfall des Subjektbegriffs ist für die postmoderne Dimension der neudeutschen Intellektuellendiskussion das allenthalben diagnostizierte Ende der Utopien. Zwar greifen die neudeutschen Kritiker nicht direkt zurück auf die Grundlagen postmoderner Kritik der "großen Erzählungen", insbesondere der Metaerzählung von der fortschreitenden Emanzipation der Menschheit [35] - als Beleg für das Ende des Zeitalters der Utopien, für die Diskreditierung der Utopie [36] genügt der Verweis auf den "Einsturz" des "Tempel[s] des Kommunismus" [37]. Doch auch mit der Diagnose 'Utopie-Verlust' in der neudeutschen Intellektuellenkritik werden die Grundlagen des klassischen Intellektuellenverständnisses unterminiert: "Wie es scheint hat mit dem Verschwinden des Sozialismus die Realpolitik endgültig die Utopie abgelöst." Im Zeitalter der posthistoire gelte es, "sich mit dem Bestehenden abzufinden und mit den Beständen zu rechnen" [38]. Dem Intellektuellen als "konstitutionellen Melancholiker, der sich die Flucht in die Utopie offenhält" [39], bleibt nichts als "die raffinierte Umschreibung und Kommentierung des Common sense." [40]

 
 

(30) So beschränkt Foucault den Kampf des Intellektuellen gegen die Macht auf die Bereiche der "Ordnung des 'Wissens', der 'Wahrheit', des 'Bewußtseins', des 'Diskurses'". Es komme dem Intellektuellen nicht mehr zu, "sich an die Spitze oder an die Seite aller zu stellen, um deren stumme Wahrheit auszusprechen". Michel Foucault / Gilles Deleuze: Die Intellektuellen und die Macht. Gespräch zwischen Michel Foucault und Gilles Deleuze. In: Michel Foucault: Von der Subversion des Wissens. Hg. v. Walter Seitter. Frankfurt a. M.: 1987. S. 106-115. [Orig: Les intellectuels et le pouvoir. In: L'Arc, Nr. 49/1972]. Hier: S. 108.

(31) Zygmunt Bauman: Legislators and Interpreters. On modernity, post-modernity and intellectuals. Oxford: 1987.

(32) Jean-François Lyotard : Grabmal des Intellektuellen. In: ders.: Grabmal des Intellektuellen. Graz u. Wien: 1985. S. 9-19. [Orig.: Tombeau de l'intellectuel. In: Le Monde, 8.10.1983].

(33) Veit-Ulrich Müller: Stillhalteliteratur in Ost und West. Über die literarischen Mahner und ihre Widersprüche. In: FAZ, 13. Oktober 1990.

(34) Frank Schirrmacher: Abschied von der Literatur der Bundesrepublik. Neue Pässe, neue Identitäten, neue Lebensläufe: Über die Kündigung einiger Mythen des westdeutschen Bewußtseins. In: FAZ, 2. Oktober 1990.

(35) Vgl. Jean-François Lyotard: Das postmoderne Wissen. Ein Bericht. Wien u. Böhlau: 1986. [Orig.: La condition postmoderne. Paris: 1979]. S. 112ff.

(36) Greiner, Zeit, 27. Juli 1990 [Anz, S. 183].

(37) Ebd. [Anz, S. 182].

(38) Wolf Lepenies: Aufstieg und Fall der Intellektuellen in Europa. Frankfurt a. M. u. New York: 1992. [= Europäische Vorlesungen, Bd. 1]. S. 79.

(39) Lepenies, Aufstieg, S. 15. Lepenies schreibt, diese Bestimmung präzisierend: "Der Intellektuelle klagt über die Welt, aber aus dieser Klage entsteht ein utopisches Denken, das eine bessere Welt entwirft und gleichzeitig damit die Melancholie vertreiben soll." (Ebd., S. 16).

(40) Ebd., S. 79. Auch Georg Kohler weist auf die Folgen des 'Utopie-Verlusts" für das Selbstverständnis der Intellektuellen: "Das Ende der Utopie und die Dringlichkeit, auf Immanenz und Gegenwart sich umzustellen, nimmt dem intellektuellen Selbstgefühl die alten Sicherheiten." (Kohler, Individuum, S. 34).

3.2. Intellektuellenkritik und Ästhetizismus

Ist der Ort der neudeutschen Intellektuellenkritik im Jahr 1990 vornehmlich der literaturkritische Diskurs, so wird vor allem die ästhetische Diskussion zum Feld der Absage an jenen "deutschen Intellektuellentyp, dessen historische Epoche nun offenbar zu Ende geht" [41]: die Zurückweisung der Institutionalisierung des Schriftstellers (des Intellektuellen) als privilegierte Instanz im normativen Diskurs der Öffentlichkeit vollzieht sich in der Forderung nach Autonomie des Ästhetischen. [42]

Mit seinem Essay "Die Ästhetik am Ausgang ihrer Unmündigkeit" umreißt Karl Heinz Bohrer im Herbst 1990 die Möglichkeiten einer solchen autonomen Ästhetik, die sich gegen die Ansprüche der Philosophie der Kunst abgrenzt, Möglichkeiten einer Ästhetik also, die zur Ästhetischen Theorie wird, Kunst (und nicht die Philosophie) zu ihrem Kriterium macht und sich von sowohl "theologisch-metaphysischer" wie vor allem auch von "idealistisch-geschichtsphilosophischer" Bevormundung gelöst hat - 'mündig' geworden ist. [43] Eine solchermaßen 'befreite' Ästhetik wird zum Ausgangspunkt der Kritik an dem "Intellektuellentyp",

der, ob links oder rechts, immer schon ein Religions- anhänger war: all diese Rechts- oder Linkshegelianer, Heideggerianer, Schmittianer [...] sind Religionsanhänger, weltanschaulich Bedürftige gewesen. Ihre linken Nachfolger waren [...] auf das gleiche aus: Sie wollten noch in der Kunst Metaphysik statt Ästhetik. [44]

Eine Literatur, die die Autonomie des Ästhetischen verfehlt, wird als "Gesinnungskitsch", ihre Produzenten als "Priester-Schriftsteller", die in einer "aufgeklärten Gesellschaft" funktionslos geworden seien, als anachronistisch verworfen. [45]

Frank Schirrmacher und Ulrich Greiner haben es unternommen, die Implikationen dieses ästhetizistisch begründeten Kunstverständnisses in der Rückschau auf die BRD- wie DDR-Literatur der Nachkriegszeit zu konkretisieren. Von ihm aus wird die "Gesinnungsästhetik", die "der Kunst nicht ihr Eigenes" lasse und die "das gemeinsame Dritte der glücklicherweise zu Ende gegangenen Literaturen von BRD und DDR" gewesen sei [46], der Vergangenheit zugeordnet. Mit dem Abschied von der Literatur der deutschen Nachkriegszeit, die "von Anfang an unter einer moralischen Überlast gelitten" [47] habe und deren Schriftsteller "allzu sehr" mit - in der Perspektive der 'befreiten' Ästhetik - "außerliterarischen Themen [...], mit dem Kampf gegen Restauration, Faschismus, Klerikalismus, Stalinismus et cetera" [48] beauftragt gewesen seien, - mit dem Abschied von der Literatur der deutschen Nachkriegszeit also wird zugleich das intellektuelle Selbstverständnis verabschiedet, dessen Trägern die in der 'engagierten Literatur' praktizierte 'gesinnungsästhetische' Verfremdung des Ästhetischen zugewiesen wird: "Der berühmte Zug ist abgefahren [...]". [49]

 

(41) Karl-Heinz Bohrer: Kulturschutzgebiet DDR? In: Merkur, Bd. 44 (1990), S. 1015-1018. Hier: S. 1016.

(42) Für eine ebenso umsichtige wie scharfe Kritik an Bohrers Ästhetik und Schirrmachers und Greiners Rückblick auf die BRD Literatur vgl.: Ulrich Schmidt: Engagierter Ästhetizismus. Über neudeutsche Literaturkritik. In: Text und Kritik, Bd. 113 (1992), S. 86-96. Vgl. auch: Reinhard Baumgart: Der neudeutsche Literaturstreit. Anlaß - Verlauf - Vorgeschichte - Folgen. In: Text und Kritik, Bd. 113 (1992). S. 72-85.

(43) Karl Heinz Bohrer: Die Ästhetik am Ausgang ihrer Unmündigkeit. In: Merkur, Bd. 44 (1990), S. 851-865.

(44) Bohrer, Kulturschutzgebiet, S. 1016.

(45) Ebd., S. 1016. Auch die Bedeutung der Ästhetik für die Intellektuellenkritik im Rahmen des neudeutschen Literaturstreits rückt ihn in die Nähe postmoderner Intellektuellenkritik, die Brunkhorst zusammenfassend beschreibt mit den Worten: "an die Stelle sozial engagierter, tritt ästhetisch desengagierte Subjektivität." (Hauke Brunkhorst: Die Intellektuellen. Zwischen ästhetische Differenz und universellem Engagement. In: Neue Rundschau, Bd. 100 (1989), Heft 1, S. 5-26. Hier: S. 15). Zugleich muß aber zwischen der von Bohrer propagierten Autonomie des Ästhetischen, also seine Begrenzung, und der "Entgrenzung des Ästhetischen" unterschieden werden, die Bohrer etwa bei Derrida sieht und die er vehement kritisiert (Bohrer, Ästhetik, S. 852ff.).

(46) Greiner, Die Zeit, 2. November 1990. [Anz, S. 213].

(47) Ebd. [Anz, S. 211].

(48) Ebd. [Anz, S. 213].

(49) Ebd. [Anz, S. 215].

4. Intellektuellenkritik
und neudeutsches Bewußtsein

Michael Gratz notiert im September 1990 zur Diskussion um die "DDR-Intellektuellen" zu recht:

Es handelt sich um die DDR/BRD-spezifische Ausprägung eines globalen Problems, der problematischen Rolle der Intellektuellen in den modernen (postmodernen) Gesellschaften. [50]

Auf das "globale Problem" wird noch zurückzukommen sein, erklärungsbedürftig ist zunächst die "DDR/BRD-spezifische Ausprägung" der Intellektuellenkritik im Deutschland der Wende- und Nachwendezeit. Zuletzt Krasnodebski hat auf einen entscheidenden Unterschied zwischen deutscher Intellektuellendiskussion auf der einen, französischer und angelsächsischer auf der anderen Seite verwiesen:

Lassen sich die Disputanten in Frankreich und England eher auf theoretische Ausführungen ein, [...] so stellt sich in Deutschland das Problem nicht nur als ein akademisches dar. Die Wiedervereinigung hat es mit grober Penetranz gestellt und auf die Zeitungsseiten gesetzt. [51]

Die neudeutsche Intellektuellendebatte wird geführt im Kontext der erneuten Nationalstaatsbildung und - wichtiger noch - sie präsentiert sich im Modus der "Vergangenheitsbewältigung". Damit eignet ihr auch die Dialektik jeder Vergangenheitsbewältigung:

Im Streit über das Vergangene und über seine Offenlegung werden 'Regeln des Richtigen', also Werte und Normen, erkannt, geklärt, verankert, verbreitet [...]. Kurz: es bildet und verwandelt sich die kollektive Identität [...]. [52]

Um die Transformation zweierlei Identitäten scheint es im neudeutschen Literaturstreit zu gehen: um Transformation und Redefinition einer 'nationalen Identität' einerseits und um die einer Identität des 'Intellektuellen' andererseits.

Versuche die Christa-Wolf-Debatte als Fortsetzung des Historikerstreits des Jahres 1986 zu deuten [53] scheinen im Zusammenhang mit der neudeutschen Transformation einer nationalen Identität zunächst plausibel:

Unmittelbares Ziel waren [sic] jetzt zwar nicht die Normalisierung und Entsorgung der Nazi-Vergangenheit wie in jener früheren Debatte. Aber es ging auch jetzt um selektive Schuldzuschreibung und um Ausradieren von Vergangenem [....]. Man will weg von einer Vergangenheit, die als belastend und peinigend empfunden wird, und man will eine neue Zukunft konstruieren. [54]

In der Tat lassen sich eine Reihe von Belegen anführen, die auf eine neokonservative Restauration des 'Nationalbewußtseins' unter Rückgriff auf die Debatten des Historikerstreits als Element der neudeutschen Intellektuellendiskussion deuten, so wenn Oskar Fehrenbach sich gegen die "'zwanghafte' Beschäftigung vieler Intellektueller mit der Vergangenheit" [55] wendet und sich dabei auch auf den Streit um Ernst Noltes Thesen beruft. [56]

Dennoch muß die Verknüpfung von Christa-Wolf-Debatte und Historikerstreit als eher problematisch gelten. Bei aller gegebener Effizienz im Rahmen polemischer Argumentationsstrategien ist der analytische Wert der Parallelisierung, gar Identifizierung von historisch Inkommensurablem letztlich gering. Und dies gilt eben nicht allein für die Parallelisierung von Nationalsozialismus und 'DDR-Sozialismus' im Totalitarismusbegriff (bzw. für das intellektuelle 'Versagen' unter den jeweiligen Regimen), sondern auch für den Vergleich der Strategien zur 'Bewältigung' dieser nicht vergleichbaren Vergangenheiten.

Trotzdem, zweifelsohne wird die Frage nach einer neudeutschen nationalen Identität zu "einem der dominanten Aspekte" [57] der jüngsten Intellektuellendiskussion und die distanzierte Haltung vieler 'Intellektueller', den "Hüter[n] der Zweistaatlichkeit" [58] zum Prozeß der Vereinigung eines der wesentlichen Motive der Intellektuellenkritik - und dies von Anfang an: so schon im Kontext der deutschlandpolitischen Debatten im Winter 1989/90, bei Monika Marons Kritik der Intellektuellen in Ost- wie Westdeutschland etwa [59], so noch bei Paul Noack, der dem von ihm harsch attackierten Grass mit seiner Kritik des Vereinigungsprozesses Martin Walser als Antipode gegenüberstellt, Walser, der "für einen grünen Zweig der Intellektuellen" [60] stehe, der schon früh erkannt habe, "daß diese Teilung ebenso unnatürlich war wie es unnatürlich war, die Realität einer deutschen Nation zu negieren." [61] Auch Schirrmacher, bei dessen "apolitischen Ästhetizismus" [62] dies zunächst überraschen mag, folgt diesem Motiv der Intellektuellenkritik, wenn er den (intellektuellen) Kritikern des Vereinigungsprozesses vorwirft "Neue Verschwörungstheorien" zu erfinden, mit dem "Ziel [...], die Legitimität des neuen Gesamtdeutschland von Anfang an in Frage zu stellen" [63] und späterhin die Gegner des Einigungsvertrages in polemischer Absicht gar mit der "völkisch-nationale[n] Intelligenz" der Weimarer Republik und deren Opposition zum Versailler Vertrag vergleicht [64].

Ist also die neudeutsche Intellektuellenkritik einerseits Ausdruck der Krise des 'neudeutschen Bewußtseins', verstanden als Identitätskrise gerade auch des Westens angesichts der Veränderungen, die der Prozeß der Nationalstaatsbildung im Deutschland der Nachwendezeit impliziert, so reagiert die jüngste Intellektuellendiskussion andererseits auch auf eine Grundlagenkrise des intellektuellen Selbstverständnisses.

Der "Mythos des Intellektuellen" [65] ist dabei nicht erst seit 1989 beschädigt, mag man diese Beschädigung nun einer Radikalisierung der Vernunftkritik zuschreiben, die die Prämissen einer - der traditionellen Aufklärung verpflichteten - Philosophie unterwandert und aushebt, mag man sie als Folge einer "Industrialisierung der geistigen Arbeit" [66] deuten oder in ihr die Folge der Widersprüchlichkeit einer "institutionellen Individualität" [67] sehen, in die der 'Intellektuelle' als Verkörperung der "Figur des exemplarischen Einzelnen" [68], gefangen sei. Gleichviel, bei aller Unklarheit der Ätiologie, der Befund selbst kann kaum strittig sein. Dort wo auch der neudeutsche Literaturstreit sich dieser Krise des intellektuellen Selbstverständnisses und ihren Folgen gestellt hat ist er kaum als von "krudem Anti-Intellektualismus bestimmt" [69], als "konzentriertes Trommelfeuer ideologischer Denunziationen" [70] oder als 'Intellektuellen-Hatz' zu erledigen.

5. Schlußbemerkung

Der Versuch einer Annäherung an die Christa-Wolf-Debatte unter der Perspektive ihrer intellektuellenkritischen Dimension findet ein Dickicht von persönlichen Beschuldigungen, Verurteilungen, auch polemischen Entgleisungen vor, aus dem ein diskutabler Kern der Kritik erst freigelegt werden muß. Eine Arbeit, die wie diese auf äußerst knappen Raum beschränkt ist, kann dies in vielerlei Hinsicht nur andeutungsweise leisten. Vor allem aber mußte auf eine eingehende Kritik der Kritik verzichtet werden, die gerade wenn sie sich nicht in pauschalisierender Zurückweisung erschöpfen will und der Komplexität von Fragen wie der nach möglichen pragmatischen Widersprüchen der Kritik oder nach der Vertretbarkeit der Normativität einer Autonomieästhetik gerecht werden wollte, weitaus mehr Raum, mehr Zeit in Anspruch nehmen müßte. 

 
 

(50) Michael Gratz: Du siehst, analysieren kann ich das nicht, zu sehr stecke ich selber drin. Zwei Notizen und zwei Briefe. In: Karl Deiritz / Hannes Krauss [Hgg.]: Der deutsch-deutsche Literaturstreit oder 'Freunde, es spricht sich schlecht mit gebundener Zunge'. Hamburg und Zürich: 1991. S. 17-23. Hier: S. 17.

(51) Zdzislaw Krasnodebski: Einmal zur Macht und wieder zurück. Von der Grablegung des Intellektuellen im Westen und der Renaissance der Intelligenzja im Osten. In: Neue Rundschau, Bd. 104 (1993), Heft 1, S. 19-38. Hier: S. 19.

(52) Karl Otto Hondrich: 'Das Leben ist ein langer ruhiger Fluß ...'. Vergangenheitsbewältigung in Deutschland. In: Cora Stephan (Hg.): Wir Kollaborateure. Der Westen und die deutschen Vergangenheiten. Reinbeck b. Hamburg: 1992. S. 34-50. Hier: S. 34. Auch Ulrich Greiner weist auf diese Dialektik der Vergangenheitsbewältigung, etwas grobschlächtiger formulierend: "Wer bestimmt, was gewesen ist, der bestimmt auch, was sein wird. Der Streit um die Vergan- genheit ist ein Streit um die Zukunft." (Greiner, Zeit, 2. November 1990 [Anz, S. 208]).

(53) Vgl. etwa Irene Heidelberger-Leonard: Der Literaturstreit - ein Historikerstreit im gesamtdeutschen Kostüm? In: Karl Deiritz / Hannes Krauss (Hgg.): Der deutsch-deutsche Literaturstreit oder 'Freunde, es spricht sich schlecht mit gebundener Zunge'. Hamburg und Zürich: 1991. S. 69-77.

(54) Andreas Huyssen: Das Versagen der deutschen Intellektuellen. Verschiebebahnhof Literaturstreit. In: Karl Deiritz / Hannes Krauss (Hgg.): Der deutsch-deutsche Literaturstreit oder 'Freunde, es spricht sich schlecht mit gebundener Zunge'. Hamburg und Zürich: 1991. S. 78-94. Hier: S. 82.

(55) Oskar Fehrenbach: Das Trauma. Zur Rolle der linken Intelligenz: Einheit und Nation auf dem Opferaltar der Schuld. In: Die politische Meinung, Bd. 35 (1990), Heft 6, S. 63-68. Hier: S. 67.

(56) Jürgen Habermas hat schon im Frühjahr 1990 auf ähnliche Tendenzen im Zusammenhang mit den deutschlandpolitischen Diskussionen Ende 1989, Anfang 1990 hingewiesen (Jürgen Habermas: Nochmals: Zur Identität der Deutschen. Ein einig Volk von aufgebrachten Wirtschaftsbürgern? In: ders.: Die nachholende Revolution. Kleine Politische Schriften VII. Frankfurt a. M.: 1990. S. 205-224. Hier: S. 222).

(57) Anz, Es geht nicht, S. 161.

(58) Jessen, FAZ, 29. September 1990.

(59) Vgl. Monika Maron: Das neue Elend der Intellektuellen. In: die tageszeitung, 6. Februar 1990.

(60) Paul Noack: Deutschland, deine Intellektuellen. Die Kunst sich ins Abseits zu stellen. Frankfurt a. M.: 1993. [zuerst: Stuttgart u. a.: 1991]. S. 97.

(61) Ebd., S. 96.

(62) Huyssen, Versagen, S. 91.

(63) Frank Schirrmacher: Hetze? Die zweite Stunde Null. In: FAZ, 18. Juni 1990.

(64) So Schirrmacher über die Schriftsteller, die die Gründung des ostdeutschen "Komitees für Gerechtigkeit" mit initiiert haben. (Frank Schirrmacher: Organisation des Hasses. Die 'Bewegung', die Schriftsteller, der dritte Weg. In: FAZ, 14. Juli 1992).

(65) Thomas H. Macho: Geistesgegenwart. Notizen zur Lage der Intellektuellen. In: Martin Meyer (Hg.): Intellektuellendämmerung? Beiträge zur neuesten Zeit des Geistes. München u. Wien: 1992. S. 38-56. Hier: S. 42.

(66) Ebd., S. 49.

(67) Kohler, Individuum, S. 31.

(68) Ebd., S. 29.

(69) Walter Jens: Plädoyer gegen die Preisgabe der DDR-Kultur. Fünf Forderungen an die Intellektuellen im geeinten Deutschland. In: Süddeutsche Zeitung, 16. Juni 1990.

(70) Lew Kopelew: Für Christa Wolf. Ein Brief von Lew Kopelew an die 'Zeit', die 'FAZ' und die 'Welt'. In: tageszeitung, 14. Juni 1990.

Literaturverzeichnis

Sammelbände

Thomas Anz (Hg.):
Es geht nicht um Christa Wolf: Der Literaturstreit im vereinten Deutschland. München: 1991.

Deiritz, Karl / Hannes Krauss (Hgg.):
Der deutsch-deutsche Literaturstreit oder 'Freunde, es spricht sich schlecht mit gebundener Zunge'. Hamburg und Zürich: 1991.

Artikel und Aufsätze aus dem Umfeld der Christa-Wolf-Debatte

Barudio, Günter:
Der Humanist als Henkersknecht. In: Rheinischer Merkur, 14. Februar 1992.

Biermann, Wolf:
Nur wer sich ändert, bleibt sich treu. Der Streit um Christa Wolf, das Ende der DDR, das Elend der Intellektuellen: Das alles ist auch komisch. In: Die Zeit, 24. August 1990.

Bogdal, Klaus-Michael:
Wer darf sprechen? Schriftsteller als moralische Instanz - Überlegungen zu einem Ende und einem Anfang. In: WB, Bd. 37 (1991), S. 597-603.

Bohrer, Karl Heinz:
Die Ästhetik am Ausgang ihrer Unmündigkeit. In: Merkur, Bd. 44 (1990), S. 851-865.

Bohrer, Karl Heinz:
Kulturschutzgebiet DDR? In: Merkur, Bd. 44 (1990), S. 1015-1018.

Fehrenbach, Oskar:
Das Trauma. Zur Rolle der linken Intelligenz: Einheit und Nation auf dem Opferaltar der Schuld. In: Die politische Meinung, Bd. 35 (1990), Heft 6, S. 63-68.

Gratz, Michael:
Du siehst, analysieren kann ich das nicht, zu sehr stecke ich selber drinn. Zwei Notizen und zwei Briefe. In: Karl Deiritz / Hannes Krauss [Hgg.]: Der deutsch-deutsche Literatur-streit oder 'Freunde, es spricht sich schlecht mit gebundener Zunge'. Hamburg und Zürich: 1991. S. 17-23.

Greiner, Ulrich:
Die deutsche Gesinnungsästhetik. Noch einmal: Christa Wolf  und der deutsche Literaturstreit / Eine Zwischenbilanz. In: Die Zeit, 2. November 1990.

Greiner, Ulrich:
Keiner ist frei von Schuld. Deutscher Literaturstreit: Der Fall Christa Wolf und die Intellektuellen. In: ZEIT, 27. Juli 1990.

Heidelberger-Leonard, Irene:
Der Literaturstreit - ein Historikerstreit im gesamtdeutschen Kostüm? In: Karl Deiritz / Hannes Krauss (Hgg.): Der deutsch-deutsche Literaturstreit oder 'Freunde, es spricht sich schlecht mit gebundener Zunge'. Hamburg und Zürich: 1991. S. 69-77.

Huyssen, Andreas:
Das Versagen der deutschen Intellektuellen. Verschiebebahnhof Literaturstreit. In: Karl Deiritz / Hannes Krauss (Hgg.): Der deutsch-deutsche Literatur-streit oder 'Freunde, es spricht sich schlecht mit gebundener Zunge'. Hamburg und Zürich: 1991. S. 78-94.

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Plädoyer gegen die Preisgabe der DDR-Kultur. Fünf Forderungen an die Intellektuellen im geeinten Deutschland. In: Süddeutsche Zeitung, 16. Juni 1990.

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Eine Kaste wird entmachtet. Die deutschen Intellektuellen als Hüter der Zweistaatlichkeit. In: FAZ, 29. September 1990.

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'Selbstgemachte Konfitüre'. Über die Diskussion um Christa Wolfs Erzählung 'Was bleibt'. In: Der Spiegel, 25. Juni 1990.

Kopelew, Lew:
Für Christa Wolf. Ein Brief von Lew Kopelew an die 'Zeit', die 'FAZ' und die 'Welt'. In: tageszeitung, 14. Juni 1990.

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Mit Steinen auf den Engel der Geschichte. [Gespräch mit Jürgen Serke]. In: Die Welt, 2.7.1990.

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Das neue Elend der Intellektuellen. In: die tageszeitung, 6. Februar 1990.

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Stillhalteliteratur in Ost und West. Über die literarischen Mahner und ihre Widersprüche. In: FAZ, 13. Oktober 1990.

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[Antwort auf die Bitte um Stellungnahmen zur Debatte]. In: Thomas Anz (Hg.): Es geht nicht um Christa Wolf: Der Literaturstreit im vereinten Deutschland. München: 1991. S. 252-253.

Noll, Hans [Chaim]:
Das lächerliche Pathos alter Schwärmer. In den Köpfen der prominenten DDR-Literaten ist die Mauer noch immer nicht gefallen. In: Die Welt, 12. Mai 1990.

Schirrmacher, Frank:
'Dem Druck des härteren, strengeren Lebens standhalten'. Auch eine Studie über den autoritären Charakter: Christa Wolfs Aufsätze, Reden und ihre jüngste Erzählung 'Was bleibt'. In: FAZ, 2. Juni 1990.

Schirrmacher, Frank:
Abschied von der Literatur der Bundesrepublik. Neue Pässe, neue Identitäten, neue Lebensläufe: Überdie Kündigung einiger Mythen des westdeutschen Bewußtseins. In: FAZ, 2. Oktober 1990.

Schirrmacher, Frank:
Hetze? Die zweite Stunde Null. In: FAZ, 18. Juni 1990.

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Organisation des Hasses. Die 'Bewegung', die Schriftsteller, der dritte Weg. In: FAZ, 14. Juli 1992.

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Pinscherseligkeit. Vom Elend des neuen deutschen Literaturstreits. In: Rowohlt Literaturmagazin, Bd. 29 (1992), S. 171-189.

Schmied, Wieland:
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Serke, Jürgen:
Was bleibt, das ist die Scham. In: Die Welt, 23. Juni 1990.

Steinert, Hajo:
Vermeintliche Atmosphäre der Bedrohung. 'Was bleibt', die neue Erzählung der DDR-Autorin Christa Wolf. Für diese Prosa ist alles zu spät. In: Die Weltwoche, 14. Juni 1990.

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Hondrich, Karl Otto:
'Das Leben ist ein langer ruhiger Fluß ...'. Vergangenheitsbewältigung in Deutschland. In: Cora Stephan (Hg.): Wir Kollaborateure. Der Westen und die deutschen Vergangenheiten. Reinbeck b. Hamburg: 1992. S. 34-50.

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Schöne, Albrecht:
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